Kleinwindanlagen: Leitfaden, Tipps und Erfahrungen

Kleinwindanlagen: Leitfaden, Tipps und Erfahrungen

Donnerstag, 15. Juni 2017
Neuigkeiten vom Energiemarkt

Frischer Wind für die Energiewende? Kleinwindanlagen, also Windräder im Kleinformat auf dem eigenen Dach oder im Garten, könnten theoretisch einen wichtigen Beitrag dazu leisten und auch die Energiekosten senken. Die Forschung beschäftigt sich aktuell intensiv mit dem Thema. Aber: Wer sich eine Kleinwindanlage anschaffen will, muss genau hinsehen. Sie lohnt sich nur unter speziellen Voraussetzungen.

Was genau sind Klein-Windkraftanlagen?

Laut Bundesverband Kleinwindanlagen zählen dazu Anlagen auf Dächern oder Masten mit einem Rotordurchmesser von maximal 16 Metern. Sie dienen in erster Linie zur Selbstversorgung mit Strom und beginnen bereits bei einer Nennleistung von einem Kilowatt. Üblich sind meist 50 bis 200 Kilowatt, das Maximum ist bei 500 erreicht. Das genügt im Normalfall, um den Energiebedarf eines Gewerbebetriebes zu decken. Nach Branchenangaben muss man mit einem niedrigen fünfstelligen Betrag für Kauf und Installation einer kleineren Anlage kalkulieren.

Unter welchen Voraussetzungen lohnt sich eine Kleinwindanlage?

Patrick Jüttemann, der sich selbst als unabhängigen Experten bezeichnet und ein eigenes Internetportal zum Thema betreibt, hat einen Leitfaden erstellt: Die erste Frage, die demnach im Raum steht: Weht ausreichend Wind auf meinem Grundstück? Vorab sind also Messungen nötig. Inmitten von Gewerbe- oder Wohngebieten lohnt sich ein Mini-Windrad meistens nicht. Besser sind Rand- und Höhenlagen. In der Regel bedarf die Anlage einer Zustimmung durch das Bauamt. Nachbarn und Nachbarbetriebe sollten mit dem Projekt einverstanden sein. Die Einspeisung des erzeugten Stroms lohnt sich laut Jüttemann nicht. Das Motto lautet: Möglichst viel Energie selbst verbrauchen. Meist ist es besser das Windrad auf einem „bodenständigen Mast“ und nicht auf dem Hausdach zu installieren. Anlagen mit horizontaler Rotorachse sind meist deutlich effizienter als jene mit vertikaler. Windanlagen lohnen sich vor allem als Ergänzung zu Photovoltaikanlagen, da sie auch nachts und im sonnenarmen Winter gute Erträge bringen können.

Vorsicht bei der Wahl des Anbieters

 Der Markt für Kleinwindanlagen hat nach Ansicht unterschiedlicher Experten ein Qualitätsproblem. Es tummeln sich offenbar viele Hersteller mit zweifelhafter Technik, gerade das Thema Sturmsicherheit bereitet immer wieder Probleme. Das Nachrichtenmagazin Focus hat eine Liste mit „seriösen Anbietern“ zusammengestellt. Wenngleich sie schon drei Jahre alt ist, gibt sie doch ein Stück weit Sicherheit. Der Bundesverband Kleinwindanlagen führt ein Branchenverzeichnis, allerdings ohne qualitative Bewertung. Auch Experte Jüttemann hat auf seiner Homepage eine Übersicht mit Anbietern erstellt, die er für empfehlenswert hält. Weitere Problematik der Branche: Es gibt kaum Zertifizierungen und keine einheitlichen Normen und Mindeststandards in Sachen Qualität, Sicherheit, Lärm und Ertrag, die sich speziell auf Kleinwindanlagen beziehen.

Häufige negative Erfahrungen

Im Internet finden sich viele negative Bewertungen von Kleinwindanlagen. Themen wie Lärm und Sicherheit bereiten Probleme. Auch kann es nach Ansicht von Wissenschaftlern zu schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit kommen. Die Vibrationen eines Mini-Windrades auf dem Hausdach, selbst wenn man sie nicht bewusst wahrnimmt, können demnach zu Unwohlsein und Schlaflosigkeit führen. Im Fokus der Kritik stehen aber meist wirtschaftliche Aspekte, denn häufig bleiben die Kleinwindanlagen deutlich hinter den Erwartungen und Kalkulationen zurück. Wenngleich man verschiedene Punkte anbringen muss, die das relativieren: Die Mini-Windräder stehen meist im urbanen Raum, wo Gebäude und komplexe Hindernisse die Luftströmung blockieren. Freistehende Kleinwindanlagen in ländlicher Umgebung sind somit klar im Vorteil. Sie werden frei angeströmt und profitieren von höheren Windgeschwindigkeiten. Zudem wird häufig darauf verwiesen, dass sich viele Anlagen noch in der Testphase befinden und „neue Erkenntnisse zur technischen und wirtschaftlichen Eignung“ liefern sollen, wie ein Forschungsleiter in Friedberg bei Augsburg betont. Die bayerische Koordinierungsstelle für Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien und nachhaltige Ressourcennutzung, führte vor drei Jahren eine Umfrage unter rund 80 Betreibern von Klein-Windkraftanlagen in Bayern durch. Rund ein Drittel gab an, mit der Anlage weniger als 200 Volllaststunden pro Jahr zu erzielen, was einer „wirtschaftlich nicht empfehlenswerten, unterdurchschnittlichen Anlagenauslastung“ gleichkomme.

Wissenschaft meldet erfolgsversprechende Neuerungen

Wer sich mit dem Thema intensiv beschäftigt, erhält den Eindruck, dass Kleinwindanlagen schlichtweg noch nicht ausgereift sind. Während in Sachen Photovoltaik seit Jahren intensiv geforscht wird, scheint das Thema Mini-Windräder vernachlässigt worden zu sein. Immerhin engagiert sich die Wissenschaft in jüngster Zeit vermehrt und meldet erfolgsversprechende Ergebnisse. Die TU Chemnitz stellte Ende April eine neue Technik für die Bauweise von Rotorblättern vor, die sich explizit im Bereich der Kleinwindanlagen lohnen soll, wo man nun schneller, material- und kosteneffizienter produzieren könne. Ein weiteres Projekt, an das hohe Erwartungen geknüpft werden, ist der Energieforschungspark im österreichischen Lichtenegg-Pesendorf. Seit gut zwei Jahren legt man den Fokus auf Kleinanlagen. Professor Hubert Fechner, einer der Verantwortlichen, lässt sich wie folgt zitieren: „Ziel ist es, Qualität, Leistung und Wirtschaftlichkeit zu prüfen und markttaugliche Produkte zu entwickeln.“

In seinem Ratgeber beleuchtet E.VITA regelmäßig die Geschehnisse in der sich immer schneller drehenden Energiewelt und bietet seinen Kunden die nötige Einordnung der Dinge. Dazu zählt auch, fortlaufend über interessante und relevante technologische Trends zu informieren.

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